Du hast keinen Rückschritt gemacht. Du bist einfach nur gestresst.
Es ist ein typisches Erlebnis: Man denkt, man hätte es (was auch immer es ist) hinter sich gelassen und plötzlich befindet man sich wieder in einer ähnlichen Gefühlslage wie früher. Vielleicht sind es Selbstzweifel, vielleicht sind es bestimmte Denk- oder Verhaltensmuster, die du eigentlich schon längst abgelegt hattest. Da ist es klar, dass in dir vielleicht die Frage aufkommt, ob die ganze Arbeit umsonst war. Wenn man sich wieder in genau dem gleichen Gefühlszustand befindet wie damals, muss es doch heißen, dass man eigentlich gar nicht gewachsen ist oder? Oder?
Was bedeutet es eigentlich „über etwas hinweg” zu sein?
Gibt es dieses „über etwas hinweg sein“ eigentlich überhaupt?
Alles, was du in deinem Leben erlebst, vor allem die emotional intensiven Momente, werden Teil von dir. Auch wenn es kontraintuitiv klingt: Versuche, auch die unangenehmen Erfahrungen als Teil des Ganzen zu sehen. Das Leben ist schmerzhaft, beängstigend und unglaublich unangenehm. Aber gleichzeitig ist es auch voller Freude, Liebe und Momenten der Glückseligkeit.
Ist es nicht schön, dass wir die ganze Bandbreite an Gefühlen erleben können?
Nein, du gehst nicht rückwärts.
Ja, vielleicht kommen ähnliche Gefühle wie früher wieder auf. Aber ob du eine bestimmte Emotion fühlst oder nicht, ist nicht der Maßstab dafür, wie „geheilt” du bist. Gerade bei Themen mit klaren Triggern, ist es unvermeidbar, dass dich bestimmte Gefühle im Laufe deines Lebens immer wieder begleiten werden. Es geht also nicht darum, diese Gefühle zu vermeiden, sondern darum, wie du mit ihnen umgehst, wenn sie da sind.
Frage dich also lieber, wie sehr du mittlerweile von diesem Gefühl vereinnahmt wirst. Erstarrst du komplett oder handelst übereilt? Oder kannst du präsent bleiben, durchatmen und in dich gehen, bevor du auf das Gefühl reagierst? Zeigst du vielleicht sogar Mitgefühl mit dir selbst, wenn solche Gefühle aufkommen?
Heilung bedeutet nicht, dass du bestimmte Emotionen nicht mehr erlebst, sondern dass du gelernt hast, wie du mit ihnen in einer gesunden Art und Weise umgehen kannst.
Fällt es dir schwer, mit bestimmten Emotionen umzugehen? Als Psychologin helfe ich meinen Klient*innen dabei, schwierige Gefühle zu verstehen, zu regulieren und einen wohlwollenden Umgang mit sich selbst zu finden.
Stress & Emotionen – was im Gehirn passiert.
Es ist immer wichtig, bestimmte Dinge in Relation zu sehen. Wenn du das nächste Mal das Gefühl hast, dass du von Gefühlen überrollt wirst, wirf mal einen Blick darauf, was gerade sonst noch so in deinem Leben los ist. Kriegst du genug Schlaf? Gibt es irgendeinen ungelösten Konflikt in deinem Leben? Fühlst du dich allgemein niedergeschlagen, überfordert oder ausgelaugt?
Alles, was anhaltend unangenehm ist, ist Stress für deinen Körper. Kurze Stressmomente sind völlig normal und sogar hilfreich. Chronischer Stress hingegen kann langfristig Spuren hinterlassen, nicht nur körperlich sondern auch mental.
Bei anhaltendem Stress wird die Amygdala aktiv, das ist das Angst- und Alarmzentrum deines Gehirns. Die Aufgabe der Amygdala ist es, dich vor potenziellen Gefahren zu warnen und schützen. Gleichzeitig wird der präfrontale Kortex, der rationale Teil deines Gehirns, gehemmt. Das Ergebnis: Das rationale Betrachten der Situation fällt schwer und Emotionen nehmen überhand. Ein amygdala-gesteuertes Gehirn ist ängstlicher und sorgt dementsprechend dafür, dass du eher Gefühle wie Selbstzweifel, Unsicherheit, Eifersucht, Angst oder Wut erlebst.
Kurz gesagt: Du hast keinen Rückschritt gemacht. Du bist einfach nur gestresst. Alles, woran du gearbeitet hast und alles, was du gelernt hast, ist nicht weg. Es ist nur schwerer, darauf zuzugreifen, wenn der rationale Teil deines Gehirns gehemmt und die Amygdala aktiviert ist.

Was in solchen Momenten hilft.
Wenn du also merkst, dass alte Muster vermehrt auftauchen, schaue mal, wo du in deinem Leben Stress erlebst und wie du dein Nervensystem beruhigen kannst. Kannst du deinen Terminkalender vielleicht ausdünnen und mehr Pausen einlegen? Oder hast du die Möglichkeit, mehr wohltuende Erlebnisse einzubauen, z.B. Zeit mit Lieblingsmenschen oder in der Natur? Vielleicht gibt es auch Beziehungen, die dir gerade nicht so gut tun, wo du Grenzen setzen könntest?
Stress reduzieren wirkt Wunder. Sobald du anfängst, daran zu arbeiten, dein Nervensystem in Einklang zu bringen, wirst du merken, dass du auch wieder zurück zu dir selbst und der jetzigen Version deiner Selbst findest.
Falls du Hilfe dabei brauchst, dein passendes Tool zur Stressreduktion zu finden, könnte psychologische Online-Beratung das richtige für dich sein!
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